
Nachdem in den vergangenen Interviews hier im Industrie-PC-Blog ausschließlich externe Fachleute zu Wort gekommen sind (Peter Früauf, Holger Zeltwanger, Roland Wagner, Martin Buchwitz), steht heute ein langjähriger Mitarbeiter der Janz Tec AG Rede und Antwort. Stefan Althöfer ist Entwicklungsleiter beim Paderborner Unternehmen und für die Umsetzung der kundenspezifischen, technischen Anforderungen an die industriellen Systeme und Baugruppen verantwortlich.
Herr Althöfer, worin liegen die Vorteile einer eigenen Entwicklungsabteilung für die Janz Tec AG?
Eine eigene Produktentwicklung führt zu einem sehr viel tieferen Verständnis der verwendeten Technologien und ermöglicht somit auch eine bessere Beratung unserer Kunden. Wir können Kundenanforderungen aber nicht nur besser analysieren, es lassen sich die Problemstellungen auch auf einer ganz anderen Ebene lösen, als wenn wir nur Komponenten zusammenbauen würden oder sogar nur ein reines Handelsunternehmen wären.
Selbstverständlich kommt das auch zum Tragen, wenn wir in Kundenprojekten Standard-Hardware ohne eigene Entwicklungsleistung miteinander kombinieren, weil das Verständnis darüber, was gut wozu passt und was womit gut funktioniert, ein viel besseres ist. Dank unserer Entwicklungsabteilung sind genau auf den Kunden abgestimmte Lösungen möglich, etwa spezielle Platinen, kundenspezifische Gehäuse oder zusätzliche Schnittstellen. Wenn man sich die Kundenindividualität und Flexibilität auf die Fahne geschrieben hat, geht es meiner Meinung nach nicht ohne eigene Entwickler.
Dabei muss natürlich nicht immer alles neu erfunden werden. Wo es möglich ist, benutzen wir Module und Standard-Schnittstellen wie COMexpress. Bei der Verwendung von Standard-Mainboards und Gehäusen von der Stange sind im industriellen Umfeld eben vielfach zu enge Grenzen gesetzt.
Worin liegen die besonderen Stärken der Janz Tec AG, wenn es darum geht, kundenspezifische Systeme zu entwickeln?
Wir haben über die Jahre hinweg Erfahrungen mit einer Vielzahl von Technologien gesammelt und können diese nach Kundenanforderung kombinieren. Dazu zählt das Design von speziellen Boards genauso wie das Gehäusedesign. Wir haben Erfahrung mit ganz kleinen Prozessoren, können aber auch mit Computer-On-Modules High-Performance-Applikationen realisieren. Unsere Erfahrungen decken dabei verschiedenste Prozessorarchitekturen ab (unter anderem X86, ARM, Motorola, PowerPC). Besonders stolz sind wir etwa darauf, dass die Janz Tec AG bereits ARM-basierte Embedded-PCs im Produktportfolio hatte, als das noch nicht Mainstream war.
Wir haben eine sehr flache Hierarchie, wodurch aus meiner Sicht Flexibilität gefördert wird. Zudem ermöglichen wir unseren Ingenieuren ganz bewusst kleine, interne Projekte zum Ausprobieren neuer Technologien. Das fördert die persönliche Entfaltung und sorgt für eine breite Wissensbasis.
Was sind Ihrer Meinung nach die Trends in der Hardware-Entwicklung in den kommenden Jahren?
Zum einen wird die Performance der Systeme weiterhin zunehmen. Dadurch lassen sich Zukunft noch mehr Applikationen, für die heute noch große Rechnersysteme benötigt werden, auf Embedded-Systeme verlagern. Embedded-Systeme werden dadurch eine noch größere Verbreitung erlangen. Seitens der Bausteinhersteller wird auch stark daran gearbeitet, die Verlustleistung beispielsweise von Prozessoren und anderen Hardwarekomponenten zu reduzieren und dadurch das Wärmeaufkommen in den Embedded-Rechnern zu verringern. Dadurch sind bei gesteigerter Performance noch kleinere Systeme möglich.
Zum anderen scheint die Vernetzung der Embedded-Systeme zu wachsen. Das Thema „Datenspeicherung in der Cloud“ ist eng damit verbunden. Das sind zwar eigentlich keine direkten Hardware-Trends, sie haben aber Auswirkungen auf die Gestaltung unserer Systeme. Kunden haben beispielsweise bereits öfters angefragt, ob sich unsere Systeme nicht mit WLAN- oder Mobilfunk-Karten kombinieren lassen. Dabei geht es meistens darum, die Daten von Systemen, die verteilt irgendwo in der Welt stehen, zentral zu sammeln und auszuwerten.
Was bedeutet Software für die Janz Tec AG?
Außer für eine geringe Anzahl von reinen Board-Level Kunden, ist Software die Schnittstelle zum Kunden. Wie die Hardware genau arbeitet, ist für viele Kunden eher von untergeordneter Bedeutung, solange ihre Software läuft. Software ist deshalb für uns eine Plattform! Sie bildet die Basis für die individuellen Lösungen unserer Kunden.
Wir beraten unsere Kunden, wir missionieren sie aber nicht! Sehr oft steht das Betriebssystem bereits fest, wenn Kunden an uns herantreten. Entweder arbeiten Kunden bereits seit Jahren mit einem Betriebssystem, sind zufrieden damit und haben entsprechendes Know-how, oder sie haben bereits vor der Kontaktaufnahme selbst einen Auswahlprozess vorangestellt und das Betriebssystem passend zu ihren Belangen ausgewählt. Daraus resultiert für uns eine ziemlich breite Unterstützung unserer Systeme über viele Betriebssysteme hinweg.
Wir können Kunden auf sehr unterschiedlichen Ebenen begleiten. Für Anwendungsprogrammierer bieten wir an die Hardware angepasste Betriebssysteme, Treiber und APIs sowie die Unterstützung gängiger Softwaretechnologien, wie beispielsweise .NET. Für SPS-Programmierer haben wir das CODESYS-Programmiersystem, welches aus unseren Embedded-Systemen ein vollwertiges Steuerungssystem macht.
Was wird ihrer Meinung in Zukunft für Kunden einen größeren Stellenwert einnehmen, die Hardware oder die Software?
Aus meiner Sicht geht das eine nicht ohne das andere, insofern ist das eine Henne-Ei-Frage. Für viele unserer Kunden steht jedoch deren Applikation im Vordergrund. Somit liegt hier natürlich die Software im Fokus. Für mich als Elektrotechniker hat die Hardware da schon eine etwas größere Bedeutung. Letztendlich ist das nicht so entscheidend. Wichtig ist, dass das Gesamtsystem am Ende gut läuft, und das besteht immer untrennbar aus beiden, Software und Hardware, die optimal zusammen funktionieren müssen – dafür steht die Janz Tec AG!