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Interview mit Martin Rostan, EtherCAT

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Martin Rostan

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Im heutigen Interview kommt Martin Rostan, Executive Director der EtherCAT Technology Group, zu Wort. Von Haus aus ist er Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik, beschäftigt sich aber seit über 20 Jahren mit Kommunikationssystemen in der Automatisierungstechnik. Angefangen hat er mit CANopen, seit 2003 kümmert er sich um die Verbreitung und Weiterentwicklung von EtherCAT. Bei der Firma Beckhoff ist er für den Bereich Technologie-Marketing zuständig, zusätzlich leitet er die EtherCAT Technology Group.

Herr Rostan, die Verbreitung von EtherCAT hat in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung durchlaufen. Wie sehen Sie das? Wird sich das in den kommenden Jahren so fortsetzen oder ist der Markt in Bezug auf Echtzeit–Ethernetprotokolle jetzt aufgeteilt?

Sie haben recht, EtherCAT hat sich tatsächlich sehr stark verbreitet, und zwar weltweit und über sehr viele Branchen hinweg. Wir erwarten, dass sich dieser Trend eher noch weiter verstärkt, denn der Übergang von den klassischen Feldbussystemen hin zu den Echtzeit-Ethernet-Technologien hat gerade erst begonnen. Zwar werden neue Projekte meist schon mit Echtzeit-Ethernet ausgerüstet, aber noch werden mehr Geräte mit klassischen Feldbussystemen als mit Industrial Ethernet verkauft. Insofern hat der Markt für Echtzeit-Ethernetprotokolle noch ein riesiges Potenzial. Trotzdem denke ich, dass sich schon klar abzeichnet, wer zu den Gewinnern gehört und wer nicht.

In welchen Branchen ist EtherCAT derzeit am stärksten vertreten, wo finden derzeit die größten Zuwächse statt?

EtherCAT wurde zunächst als Bussystem für die Maschinensteuerung entwickelt. Weil es die mit Abstand schnellste Bustechnologie ist, haben natürlich diejenigen als erste zugegriffen, die besonders von der Performance profitieren. Hier spreche ich insbesondere die Antriebsregelung an. Bei Maschinen und Anlagen mit anspruchsvollen Motion-Control-Aufgaben hat EtherCAT sicherlich zunächst die größte Verbreitung gefunden. Dies sind zum Beispiel Werkzeugmaschinen, Verpackungsmaschinen, Druckmaschinen, Kunststoffmaschinen, Pressen und Stanzen oder Roboter.

Mittlerweile haben viele verstanden, dass sie jede Maschine und Anlage mit einem schnellen Bussystem effizienter gestalten lässt, auch wenn sie keine komplexe Antriebsregelung beinhaltet. Über den klassischen Maschinenbau hinaus finden wir EtherCAT in Bühnensteuerungen, Kränen und Aufzügen, Agrarmaschinen, Gepäckförderanlagen, Hütten- und Walzwerken und selbst in Unterhaltungsshows. Sehr erfreulich ist auch die Situation in der Halbleiterindustrie. Für die neue Generation der 450 mm Tools wird praktisch flächendeckend EtherCAT eingesetzt.

Aus Ihrer Erfahrung heraus – wie arbeiten Kunden, die EtherCAT heute einsetzen? Schreiben sie ihre Anwendungen eher in Hochsprache oder in IEC 61131-3 basierten Programmiersprachen? 

Das hängt sehr stark von der Branche ab: Im klassischen Maschinenbau haben die IEC 61131-Sprachen eine gute Akzeptanz, während beispielsweise in der Halbleiterbranche die Hochsprachen dominieren.

Wissen Sie, welche Betriebssysteme von Anwendern bevorzugt werden, die EtherCAT–Master einsetzen? Spielt das Betriebssystem da überhaupt eine Rolle?

Ein Alleinstellungsmerkmal von EtherCAT ist, dass wir harte Echtzeit im Master als reine Softwarelösung implementieren: wir benötigen hier keine speziellen Chips oder Kommunikationsprozessoren. Ein Echtzeit-Betriebssystem ist das natürlich sinnvoll. Wir zählen – die Windows Echtzeiterweiterungen eingeschlossen – über 30 Betriebssysteme, auf denen EtherCAT erfolgreich implementiert wurde. Sobald ein Betriebssystem zyklisch einen Frame über den Internet Port verschicken kann, ist es für EtherCAT geeignet. Es muss dies nicht einmal hochpräzise können, da bei EtherCAT die Synchronisationsgenauigkeit nicht vom Jitter des Betriebssystems abhängt.

Die ETG hat genauso wie die Verbreitung der Technologie selbst in den letzten Jahren einen enormen Zuwachs erfahren. Worin liegt das Erfolgsgeheimnis, woher kommt dieser große Zuspruch? Worin liegen die Vorteile einer Mitgliedschaft?

Ja, mit fast 2.500 Mitgliedern aus 56 Ländern ist die ETG der weltgrößte Feldbusverband, und jährlich kommen etwa 400 neue Mitglieder hinzu. Das wichtigste Erfolgsgeheimnis ist sicherlich die Technologie selbst, die einfach überzeugend ist. Aber wir haben auch eine niedrige Einstiegshürde und bieten unseren Mitgliedern gute Unterstützung bei der Implementierung von EtherCAT. Darüber hinaus scheint es uns recht gut zu gelingen, die Stabilität der Technologie zu wahren ohne deren Weiterentwicklung einzuschränken. So hat es viele Erweiterungen von EtherCAT gegeben, aber die Basistechnologie ist seit Anbeginn stabil geblieben.

Quo vadis EtherCAT – gibt es noch Neuerungen für das EtherCAT-Protokoll oder ist die Entwicklung der Technologie soweit abgeschlossen?

Es gibt nur eine Version von EtherCAT, und nicht jedes Jahr eine. Geräte von 2003 können mit aktuellen Geräten problemlos im gleichen Netz betrieben werden. Das gibt Investitionssicherheit und ist daher ein wichtiges Merkmal unserer Technologie. Trotzdem gibt es natürlich ständig Neuerungen und Weiterentwicklungen; wir fügen neue Eigenschaften und auch Geräteprofile hinzu, ohne das Protokoll selbst verändern zu müssen. So haben wir beispielsweise gerade einen ganzen Strauß von Geräteprofilen für die Halbleiterbranche veröffentlicht, die es den Maschinenherstellern ermöglicht, nun auch die branchenspezifischen Geräte wie beispielsweise Massendurchflussregler direkt ins EtherCAT Netz integrieren zu können.

Herr Rostan, haben Sie herzlichen Dank für Ihre umfangreichen und interessanten Antworten!


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